Viele Jahrzehnte nach Ende der Weltkriege des vorigen Jahrhunderts wurden unsere Wünsche vor allem von einem meist unbewussten inneren Antreiber geprägt … Quantität, Fülle, mehr, mehr … immer mehr, immer weiter, schneller, immer höher. Dieses fast gierige Bedürfnis ist aus den leidvollen Entbehrungen der Kriegszeiten entstanden und eine ganz menschliche Reaktion.
Seit geraumer Zeit jedoch hat sich ein Geheimnis längst rumgesprochen. Die materielle Fülle soll nicht wirklich und schon garnicht nachhaltig für die erhoffte Erfüllung sorgen, wenn der suchtähnliche und unersättliche Antrieb damit nicht zu stillen ist. Es bleibt somit stets eine Illusion für einen kurzen Moment.
Gesättigt, überfüllt, überladen, überfressen leiden wir ab einem gewissen Punkt an Reizüberflutung bis hin zu Ausgebrannt-Sein. Burnout. Alles verbrannt … alles dahin, für was wir uns abrackern, abschuften.
Wiederum haben wir gelernt, dass Pausen wichtig sind, damit unser Verstand zur Ruhe kommt, der Körper wieder ausbalanciert vital werden und unser Geist seiner Bestimmung entsprechend sich entfalten kann. Wir fallen – zumindest in bewussten Zeiten – nicht mehr auf die vor unser Nase baumelnden und nie-erreichbaren Karotte rein. Und gewinnen der Fülle – in welcher Form auch immer – wirklich bereichernde und vor allem genußvolle Seiten ab. Jetzt steigt mit der Quantität auch die Qualtität!
Nichts desto trotz ist die Zeit schnell-lebiger geworden. Die digitale Welt kann sozusagen eine Form der Gedankenübertragung – man nannte aus auch Telepathie – messbar machen. Ein persönlicher Gedanke, auf Facebook & Co gepostet, erreicht binnen einem Click die ganze Welt. Es lässt erkennen, wie verbunden wir alle sind, letztendlich immer waren.
Noch kann das Kollektiv der Menschheit mit diesem digitalen Vorteil noch nicht vollumfassend und achtsam umgehen. Die technischen Neuerungen werden natürlich auch von Kräften manipulativ missbraucht, um persönliche Vorteile auf Kosten anderer zu ergattern. Hier wirken noch die Schattenaspekte der Quantität.
Meine Beobachtungen in der Praxis mit Klienten und Selbstreflektion ließen in mir die Erkenntnis reifen, dass ein überstarker Fokus auf bis dato unerreichter Fülle aus einem inneren unbewussten Mangeldenken geboren wird. Dieses Denken wird wiederum unmerklich von unseren persönlichen Konditionierungen aus dem Unterbewusstsein gesteuert. Ein ewiger Teufelskreis, welcher kaum zu stoppen ist? Mitnichten!
Genauso wie wir einen Körper haben und dieser nicht SIND, haben wir Gedanken und SIND NICHT DIESE! Gedanken springen manchmal plötzlich wie ein Eichhörnchen im Wald von einem Thema zum anderen und können völlig gegensätzliche Gefühle generieren. Von himmelhochjauchzend bis zu-Tode-betrübt. Oder aber alles wird gedämpft, monoton werden die wahren Gefühle nicht mehr zugelassen. Verdrängt. Somit kann sich nichts ändern. Und nur dies produziert einen Teufelskreis, wenn wir weiter schlafen in unserer mentalen Komfortzone …